Im Zeichen der sozialen Verschränkung – Forschungsergebnisse und Networking beim Cluster-Retreat 2023

Überblick

Herausragende Vorträge, ausgezeichnete Poster sowie „Socialising“ mit Marshmallow-Challenge und Spaghetti-Turm: Vom 20. bis 22. März fand das Retreat 2023 des Würzburg-Dresdner Exzellenzclusters ct.qmat in Bayreuth statt. Drei Tage, die geprägt waren vom Austausch über neueste Ergebnisse aus den Cluster-Areas Topologische Elektronen (A), Quantenmagnetismus (B) sowie Topologische Photonik (C) und vielen persönlichen Begegnungen.

 

Acht Sessions, 26 hochkarätige Vorträge und 40 Poster, 125 Teilnehmer:innen, ein vollbesetzter Konferenzraum und spannende Debatten – die Bilanz des Cluster-Retreats 2023 im bayrischen Bayreuth fällt für den Würzburger Clustersprecher Prof. Ralph Claessen rundum positiv aus: „Von topologischen und dynamischen Systemen, Quantenphasenübergängen sowie neuen magnetischen und elektronischen Ordnungen bis zu frustriertem Magnetismus und unkonventioneller Supraleitung – das Retreat-Programm bot einen umfassenden Überblick aller laufenden aktuellen Forschungsarbeiten aus den Säulen A, B und C des Exzellenzclusters.“

 

Dinnertalk zu Gleichstellung

 

Eines der Highlights sei der von Prof. Elena Hassinger moderierte Dinnertalk mit Prof. Petra Rudolf von der Universität Groningen am ersten Abend gewesen, so Claessen. Rudolf, ehemalige Präsidentin der Europäischen Physikalischen Gesellschaft und der Belgischen Physikalischen Gesellschaft, sprach über „Unbewusste Vorurteile: Wie sie sich auf Karrieren in der Wissenschaft auswirken und wie dieser Einfluss gemildert werden kann“. Voreingenommenheit könne die eigene wissenschaftliche Karriere sowie die Laufbahn anderer stark beeinflussen, wie Rudolf betonte. In ihrem Vortrag konzentrierte sie sich auf Möglichkeiten, häufig auftretende Vorurteile wie Leistungsvoreingenommenheit im beruflichen Umfeld zu erkennen und Rezepte dagegen zu finden. Die Festkörperphysikerin hielt außerdem das erste Referat der Eröffnungssession des wissenschaftlichen Programms zum Thema „Germanan: ein vielseitiges Mitglied der 2D-Materialfamilie“. Bei Germanan (GeH) handelt es sich um ein Schichtkristall, das eine zweidimensionale Struktur aufweist. GeH-Monoschichtfolien sind zum Beispiel für (opto)elektronische Anwendungen sowie antibakterielle Beschichtungen attraktiv.

 

Vorstellung der neuen Cluster-Professorin

 

Elena Hassinger nutzte zudem die Gelegenheit, sich den ct.qmat-Mitgliedern als neue Cluster-Professorin offiziell vorzustellen und ihr Forschungsgebiet zu präsentieren. Die Wissenschaftlerin hat die Professur für Tieftemperaturphysik komplexer Elektronensysteme am Exzellenzcluster inne, die an der Technischen Universität (TU) Dresden eingerichtet wurde. Hassinger ist Expertin für Festkörperphysik bei sehr tiefen Temperaturen bis 0,01 Kelvin (-273,14 °C) und untersucht außergewöhnliche Quantenphänomene. Dabei steht Cer-Rhodium-Arsen (CeRh2As2) im Mittelpunkt – ein vielversprechender unkonventioneller Supraleiter. Der Zweiphasen-Supraleiter stand auch im Mittelpunkt eines Vortrags der Session zu unkonventioneller Supraleitung am letzten Tag des Retreats (Konstantin Semeniuk: „Zusammenspiel geordneter Zustände im Zweiphasen-Supraleiter CeRh2As2“).

 

Beste Poster ausgezeichnet, neues AO-Mitglied und Vorstand versammelt

 

Zwei Sieger konnten sich über Preise für die besten Poster freuen – bei starker Konkurrenz von insgesamt 40 Posterpräsentationen. An der Wahl mit geheimer Stimmabgabe beteiligten sich alle Teilnehmer:innen des Retreats. Dabei überzeugten Pablo Basteiro und Jonas Erhardt mit ihren Forschungsergebnissen, beide von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Basteiro vom Team um Prof. Johanna Erdmenger stellte das Thema „Aperiodic spin chains for discrete holography on hyperbolic tilings“ vor. Erhardt von der Forschungsgruppe Claessen befasst sich mit „Angle-Resolved Photoemission Spectroscopy – ARPES“. Dabei handelt es sich um eine Indium-Monolage  mit dreieckiger Gitterstruktur, in der sich aber die topologischen Eigenschaften eines Honigwabengitters verstecken. „Bulk signatures of topology in a QSH insulator probed by circular dichroism in ARPES“.

 

Darüber hinaus wurde im Rahmen des Retreats Katharina Klug als neues Mitglied des Administrative Office (AO) in die Cluster-Community eingeführt. Sie hat in Konstanz und Würzburg Biologie studiert und sich auf klinische Neurobiologie spezialisiert. Im Programmbüro von ct.qmat wird sich die Würzburgerin unter anderem um organisatorische Fragen der Quantum Matter Academy, das Grete-Hermann-Netzwerk (GHN) und um das Recruiting von Nachwuchswissenschaftler:innen kümmern.

 

„Wir haben die Veranstaltung in Bayreuth ebenso genutzt, um den Gesamtvorstand zusammenzutrommeln. Auf dieser Sitzung haben wir uns erstmals mit dem Fortsetzungsantrag für die nächste Phase der Exzellenzstrategie befasst. Dieses Thema wird uns 2023 und 2024 intensiv beschäftigen“, berichtet der Dresdner Clustersprecher Matthias Vojta.

 

Würzburg-Dresdner Teambuilding als soziales Event

 

Ob bei Teamspielen wie der Marshmallow-Challenge mit dem Bau eines Spaghetti- „Towers of Power“ oder bei der gemeinsamen Stadtführung durch Bayreuth: Von jungen Wissenschaftler:innen bis zu gestandenen Principal Investigators (PIs) haben alle gerne mitgemacht. Denn die Retreats des Exzellenzclusters sind zugleich soziale Events, die den Teamgeiststärken und gemeinsame Erinnerungen schaffen. „So etwas bleibt im Gedächtnis und ist wichtig für das Kennenlernen und den Zusammenhalt“, sagt Claessen. „Unser Exzellenzcluster hat mit Würzburg und Dresden zwei knapp 400 Kilometer entfernte Standorte. Da werden wir immer gefragt, wie wir für Verschränkung sorgen. Die Retreats sind dafür eine sehr effiziente Möglichkeit. Der soziale Aspekt ist bei diesen Treffen ungemein wichtig, fördert die Kommunikation zwischen den Standorten und hat großen Einfluss auf die wissenschaftliche Zusammenarbeit. Danach kennen wir die Menschen hinter den Namen – in Dresden und Würzburg.“ Vojta ergänzt: „Deshalb ein großes Lob an das Organisationsteam für die in jeder Hinsicht gelungene Veranstaltung!“